Forschungsstelle Geschlechterforschung


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Die ersten Teilnehmer*innen haben das Zertifikat bereits abgeschlossen. Uns interessiert die Perspektive der Absolvent*innen, deshalb haben wir uns mit einer von ihnen zum Gespräch getroffen.

FGF: Wie hast du vom interdisziplinären Zertifikat Geschlechterforschung erfahren?

Charlotte: Ich habe von Freundinnen aus dem Studium davon erfahren, kurz vor dem Semesterstart im Sommersemester. Dann habe ich gedacht, das möchte ich auf jeden Fall machen, und bin dann einfach zur Einführungsveranstaltung hin.

FGF: Hattest du vorher schon mit Geschlechterforschung zu tun?

Charlotte: Eigentlich gar nicht. Im Psychologiestudium ging es zwar immer mal wieder auch um Geschlechterrollen und um Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die dann auch psychologisch untersucht werden. Aber konkreten Kontakt mit Geschlechterforschung hatte ich vorher noch nicht.

FGF: Wenn du jetzt auf deine Teilnahme am Zertifikat zurückblickst, wie hat es dir gefallen?

Charlotte: Gut. Ich war total positiv überrascht. Ich hatte eigentlich vor, das eher so am Rande mitzunehmen, weil ich ja schon relativ am Ende des Studiums stand. Dann habe ich es aber doch vollständig absolviert, weil ich die Seminare durchweg ziemlich gut fand. Vor allem die interdisziplinäre Ringvorlesung mit diesem breiten Blick, den man da auf Geschlechterforschung bekommen hat. Das hat mir richtig gut gefallen.

FGF: Denkst du jetzt anders über Geschlecht nach als vorher?

Charlotte: Ja, definitiv. Ähm, ich glaube, das kommt auch so ein bisschen aus so einem Gefühl, dass mich das im Privaten immer wieder mal beschäftigt hat. Gerade mit Blick auf meine Rolle im Kontext von Geschlecht. Ich arbeite in einem kleinen Integrationsprojekt und da war das Thema auch immer wieder mal wichtig. Und ich habe schon gemerkt, dass sich durch die wissenschaftliche Betrachtung einfach nochmal ein bisschen was verändert hat. Ich habe bestimmte Konzepte kennengelernt, die ich jetzt auf dieses Praktische übertragen kann. Das hat sich schon verändert, ja. Da hat sich viel gedreht im letzten Jahr. Ja, auf jeden Fall.

FGF: Also sowohl privat als auch im Arbeitskontext mit dem Integrationsprojekt?

Charlotte: Genau. Aber mir war eben auch wichtig, dass es wissenschaftlich fundierte Konzepte sind. Also dass man nicht immer nur so das vage Gefühl hat, Sachen seien ungerecht, oder man hört dann nur das, was man hören will. Sondern mir war gerade dieser Theorieinput wichtig, zu Dingen, die mich in der Praxis oder im Alltag beschäftigen. Und genau darum ging es in den Seminaren.

FGF: Was war das Überraschendste, was du dabei gelernt hast?

Charlotte: Mhm. Ja, tatsächlich war ich von mir selber überrascht. Wir haben z. B. im Seminar  „Einführung in die Geschlechterforschung“ viele Grundlagentexte gelesen, unter anderem von Judith Butler. Also Grundlagentexte, bei denen ich auch sagen würde, die sollte man mal gelesen haben, wenn man sich irgendwie mit dem Kram beschäftigt (lacht). Dass mich diese Grundlagentexte nicht gelangweilt haben, das fand ich das Überraschendste (lacht). Und auch, dass ich dabei nicht gedacht habe: ‚ok, das ist jetzt immer wieder das Gleiche‘, sondern mir der Verlauf klar geworden ist in der Geschlechterforschung. Wie sich Konzepte in den letzten zwanzig, dreißig Jahren auch verändert haben. Das fand ich total gut. Und das hat mich, ehrlich gesagt, auch überrascht.

FGF: Welche Änderungswünsche hättest du für das Zertifikat?

Charlotte: Ich fand gut, so viel selber auswählen zu können. Mir war aber am Anfang nicht so ganz klar, welche Seminare ich wirklich machen kann. Da geht’s um die Zugangsvoraussetzungen, z. B., dass man eine Sprache schon auf einem bestimmten Level können oder ein anderes Seminar schon absolviert haben musste. Und dann ist da noch das Problem mit den Überschneidungen mit Pflichtveranstaltungen aus meinem Studium, da war kurz unklar, ob ich das Zertifikat abschließen kann. Erst habe ich gedacht, ach das sind ja ganz viele Seminare, das ist ja gar kein Problem (lacht). Dann habe ich die aussortiert, die nicht in meinen Stundenplan gepasst haben, dann die, bei denen ich die Voraussetzungen nicht erfüllt habe und dann blieb halt nicht mehr so viel.

FGF: Fällt Dir sonst noch etwas ein?

Charlotte: Mehr Werbung machen. Ich weiß, dass ihr da schon viel tut, um auf das Zertifikat aufmerksam zu machen. Aber ich fand‘s erschreckend, wie wenige Männer dabei waren. Und ich habe mit ganz vielen Leuten gesprochen, die wussten von dem Angebot gar nichts, hatten das gar nicht gehört und fanden es aber spannend.

FGF: Bleibst du jetzt an dem Thema dran?

Charlotte: Ja, definitiv. Also in dem Bereich Integration jetzt ganz konkret. Aber ich könnte mir auch vorstellen, tatsächlich beruflich etwas in der Geschlechterforschung zu machen oder in irgendeinem Bereich, in dem dieses Wissen relevant ist. Und ich möchte da auch wissenschaftlich dranbleiben und weiterlesen, weil ich fand, dass mir das sehr geholfen hat.

FGF: Vielen Dank für das Gespräch.