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Debatte #3:
Gleichstellung vs. Diversity? Perspektiven für mehr Chancengleichheit
Am Mittwoch, dem 15.05.2019 hat die Forschungsstelle Geschlechterforschung der Universität Osnabrück ihre Debattenreihe „Zukunft der Geschlechtergerechtigkeit“ fortgesetzt.
Geschlecht ist in den meisten rechtlichen und politischen Prozessen der entscheidende Faktor für institutionelle Gleichstellungsbemühungen. So wie sich in der Theorie der Geschlechterforschung der Blick auf intersektionale Differenzen und Ungleichheiten geweitet hat, etablierte sich auch in der Gleichstellungspolitik ein komplexer Gleichstellungsbegriff, der Mehrfachdiskriminierung berücksichtigt. Sowohl in der Forschung als auch in der Praxis wird zunehmend ein besonderes Augenmerk auf das Zusammenspiel von Faktoren wie Migration, Religion, Bildung und Geschlecht geworfen. In diesem Sinn müsste sich die anfängliche Frauenpolitik der 1970er zunehmend zu einer Diversitätspolitik entwickeln. Anliegen der Veranstaltung ist es, zu diskutieren, wie es institutioneller Gleichstellungspraxis und Diversityarbeit gelingen kann, auf die Herausforderung einer heterogenen Gesellschaft zu reagieren und einem komplexen Gleichstellungsverständnis gerecht zu werden, ohne dabei die Interessen einzelner Gruppen aus dem Blick zu verlieren.
Nach einem Impulsvortrag von Prof.in Dr.in Mechthild Bereswill (Soziologie sozialer Differenzierung und Soziokultur an der Universität Kassel) diskutierten auf dem Podium und mit dem Publikum Né Fink (Projekt: Unterstützung von trans* Studierenden, Stabsstelle Chancengleichheit und Diversität, Universität Göttingen), Dr.in Sabine Jösting (Gleichstellungsbeauftragte Universität Osnabrück), Lucienne Wagner (Vielfalt entscheidet – Diversity in Leadership). Moderiert wurde die Debatte von Dr.in Johanna Neuhauser (Universität Osnabrück, IMIS).
Im Anschluss wurden die Diskussionen bei einem Imbiss im Foyer fortgesetzt.
Prof.in Dr.in Mechthild Bereswill:
Mechthild Bereswill: Geschlecht als relationale Kategorie – Geschlechterpolitik als komplexe Aufgabe
Im Mittelpunkt des Beitrags stehen grundsätzliche Überlegungen zum Verhältnis von geschlechtertheoretischen Debatten und gleichstellungspolitischen Interventionen. Einleitend wird das Verhältnis von Geschlecht, sozialer Ungleichheit, Intersektionalität und Diversität theoretisch reflektiert. Vor diesem Hintergrund werden die folgenden Fragen weiterverfolgt: Welche Impulse setzen die fortlaufenden kritischen Theoriedebatten und Forschungsbefunde der interdisziplinären Geschlechterforschung für Ansätze und Fragestellungen von Gleichstellungspolitik? (Wie) Können komplexe Ungleichheitsmodelle in verwaltungsförmige Ansätze von Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsarbeit integriert werden? Welche Übersetzungsleistungen erfordert der Dialog zwischen Geschlechterforschung und Geschlechterpolitik? Im Ausblick wird über die Notwendigkeit von handlungsentlasteten Reflexionsräumen für den Dialog zwischen Wissenschaft und Politik nachgedacht.